Wir wollen arbeiten und nicht nur Nutznießer sein ...

ZSG Industrie sportlich und gesellschaftlich auf dem richtigen Wege


Die Ruhe auf unseren Spielfeldern ist bald vorüber. Mit Klasseneinteilung, Spielabschlüssen kündigt sich die neue Spielzeit an. Alle Mannschaften die es ernst meinen mit ihrer sportlichen Arbeit nehmen, haben mit dem Training bereits wieder begonnen.

Leipzigs Repräsentant in der obersten Spielklasse des demokratischen Sports der Fußball-Oberliga ist die ZSG Industrie, die ihren Namen bei der Umstellung der Sportorganisation auf Produktionsbasis bald in "BSG Chemie" ändern wird. Ohne Zweifel werden die zahlreichen Fußballfreunde der Messestadt Interesse daran haben, welche Vorbereitungen die Leitung der ZSG für die neue Spielzeit getroffen hat, welche Pläne für die Wochen bis zum Beginn der Meisterschaft bestehen, wie sich die Mannschaft formieren wird.

Dies zu ergründen machten wir uns auf den Weg zum Willi-Kühn-Betriebssportpark an der Merseburger Landstraße. Dort war Trainer Fritz Krauß gerade dabei, seinen Schützlingen, 15 an der Zahl, wertvolle, aus seiner langen Praxis gewonnene Erfahrungen zu vermitteln. Man muß sagen, er nahm sie scharf ran. Ob Rose, Fröhlich, Sommer, Busch und wie sie alle heißen. Nichts wurde ihnen im Training, das noch gesteigert werden soll, geschenkt: Lauf, schwierige Gymnastik, schnelle Starts, Fußkräftigungsübungen mit dem Medizinball, Flachpässe. Zum Schluß ein Sondertraining zwischen dem Trainer und dem Jüngsten der Elf, Tormann Busch, und eine kräftige Massage durch den Spezialisten Oskar Vlauß, dem Masseur an der Deutschen Sportschule Leipzig, der in wenigen Tagen die "Friedensrundfahrt durch die DDR" als Masseur begleiten wird. Dienstag und Donnerstag jeder Woche wird so trainiert, fast immer ist die Mannschaft, die ihre Aufgabe sehr ernst nimmt und den Ehrgeiz hat auf einen der vordersten Plätze des 18er Feldes zu enden, vollzählig zur Stelle. Solange es die Witterung zuläßt, soll im Freinen trainiert werden, sechs große Tiefstrahler im Georg-Schwarz-Sportpark werden für die nötige Hellligkeit sorgen.

Zur Verfügung stehen 18 Spieler

Der Pechvogel Gerhard Richter, dem wir von seiner schweren Verletzung baldige Genesung wünschen und Fritz Gödicke, der als DS-Fußballspartenleiter nur hin und wieder Zeit zum Spielen haben wird, nicht eingerechnet stehen, stehen der Mannschaftsleitung für die lange Reihe der Punktkämpfe 18 Spieler zur Verfügung - eine Zahl die bei 34 harten kräftezehrenden Kämpfen keinesfalls als zu hoch erscheint. Zum alten Stamm Busch, Rose, Brembach, Auerbach, Scherbaum, Eilitz, Polland, Pönert, Sommer, Steuer, Zenker, Fröhlich, Klaus sind die von der Studenten-DDR-Auswahl her bekannten Krause, Hecker (bisher BSG Erich-Zeigner) und Helbig (früher Plauen), ferner Grupe (Union) und als zweiter Schlußmann Riechers (vorher VfK Hildesheim) hinzugekommen. Diese Kämpen die ihren Vorsitzenden Sportleiter Funk, Spartenleiter Wernicke, Trainer Krauß (ein neuer Mannschaftsleiter wird ebenfalls in Kürze zur Stelle sein) und Geschäftsführer Huhn mit viel Verständnis betreut werden bilden eine gute Gemeinschaft die auch den stärksten Mannschaften der Republick gefährlich werden sollte.

Alle Kraft für den FDGB-Pokal

Bereits am ersten Spieltag, dem 1. Agust wird die ZSG Industrie auf den Plan treten. Im Rahmen der Gründungs-Sportwoche der BSG Lokomotive ist eine aus bekannten Spielern zusammengesetzte Elf der Eisenbahner auf dem Platz an der Riesaer Straße in Paunsdorf der Gegner. Mit dem bereits für alle auswärtigen Spiele verpflichteten schmucken KVG Omnibus gehts dann am 6. August zum ersten Pokaltreffen nach Apolda wo die BSG Metall die Schnicke-Elf kein leichter Gegner ist. Weitere Pokaltermine (immere den jeweiligen Spielgewinn vorrausgesetzt) sind dann der 11., 20. und 27. August. Anläßlich der Gründungsfeier der BSG Chemie im Republickmaßstab trifft ZSG Industrie am 9. August (Mittwoch) in Zeitz auf eine Chemie-Auswahl von Sachsen-Anhalt. Die in Hildesheim und Peine sowie Leipzig gegen Teplitz geplanten Spiele kommen an einem späteren Termin zum Austrag.

Besondere Aufmerksamkeit der Jung-Liga

Senior Walter Rose hat eine schöne und dankbare Aufgabe übernommen, als Betreuer und Trainer der neugebildeten Jung-Liga (erster Start am 1. Juli in Chemnitz gegen Fewa 4:0) wird er sich seine ersten Sporen als Fußball-Lehrer verdienen. Und wir müssen sagen, er bringt als alter Routinier alle Vorraussetzungen für diesen wichtigen Posten mit, in dem scharfen Mittwochstraining werden die die veranlagten Jugendlichen scharf rangenommen. Bei richtiger Behandlung sei aus dem guten Material sehr viel herauszuholen, meint Walter Rose, der noch ein Jahr aktiv mitmachen will. Und wenn die Prätzel, Lein, Brückner, Meyer, Kott, Lohse, Schmidt I, Merker, Schumann, Muth, Veterke, Rabe, Peterhänsel, Sobak, Haferkorn, Wernicke, Schmidt II einmal das zulässige Jung-Liga-Alter (21 Jahre) überschreiten haben werden, dann sei er gewiß, daß die meisten von ihnen in die Oberligamannschaft eingebaut werden können.

aus Leipziger Volkszeitung vom Juli 1950